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An den 2. Oktober 1998 kann ich mich noch gut erinnern. Eigentlich ist im Oktober in Italien die Saison vorbei. Jachthäfen sind wenig frequentiert, und ich wollte daher nur noch mein Motorboot für das Winterlager slippen. Wie war ich überrascht, am Hafen einen riesigen Menschenauflauf und Funk und Fernsehen anzutreffen! Was war geschehen? Gianluca Genoni, ein in der Taucherszene bekannter Tieftaucher, hatte sich in Ottiolu für einen Weltrekordversuch angemeldet. Der alte Rekord stand bei 120 Metern, die er überbieten wollte. Das Reglement sieht vor, dass als einziges Hilfsmittel ein Gewicht erlaubt ist, um ihn in die Tiefe zu ziehen. Nach mehreren Versuchen landete er bei 121 Metern. Das war zwar neuer Weltrekord, aber keiner, der ihn so richtig glücklich machte. Im nächsten Jahr versuchte er es wieder. Im Jahr 2000 schraubte er in Ottiolu den Rekord dann auf 125 Meter. Dafür war er knapp 4 Minuten unter Wasser. Als das Reglement geändert wurde, brachte er es 2012 auf volle 160 Meter. Als Hilfsmittel diente ihm jetzt ein kleiner Elektro-Scooter, der es ihm erlaubte, seinen „steinzeitlichen“ Rekord zu überbieten. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Genoni auch den Luft-Anhalte-Weltrekord hält: 18 Minuten! Ottiolu ist mein Lieblings-Jachthafen, weil er einfach nur schön ist. Während Porto Cervo und andere Jachthäfen auf Sardinien den Besucher mit den Riesenjachten des internationalen Jetsets und anderem Luxus blenden bzw. „erschrecken“, besticht Ottiolu mit Eleganz und Atmosphäre. Hier fühlt sich auch ein Normalo wie ich wohl. Wenn ich an lauen Sommerabenden hier bummeln gehe, spüre ich Urlaubsfeeling auf jedem Meter Hafenpromenade. Mein Lieblingswirt ist Mimmo und sein Restaurant Nautilus bietet maritime Küche vom Feinsten. Er serviert stilsicher Langusten und andere Köstlichkeiten, kombiniert mit den besten Weißweinen der Insel. Hier verbringe ich ganze Abende bis weit nach Mitternacht bei Wein, Weib und Gesang und spüre, dass aktiver Müßiggang mein Urlaubselixier ist.

Wer sich für Ottiolu interessiert, findet hier ein Kurzportrait

Der Jachthafen repräsentiert Budonis mondäne Seite. Gab es hier vor 30 Jahren kaum 10 Häuser, sind es heute mehrere Hundert geworden, die sich rund um den Jachthafen verteilen bzw. die Spitzen der dahinter liegenden Berge zieren. Hier wird den Gästen die ganze Palette dessen angeboten, was das Urlauberherz erfreut. Einige der Ortsteile bestehen größtenteils aus Ferienhäusern. In Budoni selbst gibt es keinerlei Industrie. In der sog. „zona industriale“, die seit 2000 außerhalb des Ortes eingerichtet wurde, gibt es überwiegend kleinere Handwerks- und Baubetriebe, die von der nennenswerten Bauaktivität profitieren. Nicht weit entfernt ist die vorgelagerte Insel Tavolara, die zu einem besonders geschützten Meerespark gehört. Der hübsche kleine Ort mit seinem Jachthafen und den Traumstränden in der Umgebung ist einer der beliebtesten Ferienorte an der Nordostküste. Hier kommen Aktivurlauber voll auf ihre Kosten, denn es gibt ein breites Sportangebot. Es gibt viele Sportanlagen, den Formula Club und im Hafen sind ausreichend Liegeplätze für Segler. Für letztere gibt es hier alle für den Bootssport nützlichen Accessoires zu mieten: Segelboote, Motorjachten, Liegeplätze und das dazugehörige Drumherum. Hinzu kommt das Angebot einer Tauchschule mit Kursen für Anfänger, Fortgeschrittene, geführten Exkursionen, Geräteverleih usw. Auch in der Tennisschule können Sie Kurse für diverse „Klassen“ buchen oder individuellen Unterricht nehmen.

ottiolu_strand

Die Nachtschwärmer kommen gerne nach Ottiolu, denn hier gibt es ein quirliges Nightlife, viele Restaurants und kleine Geschäfte, was viele Besucher anzieht. Ein Bummel über die nächtliche Jachtszene ist von ganz besonderem Reiz. Hier zeigt sich das ansonsten sehr sardische Budoni von seiner „kosmopolitischen“ Seite, denn Porto Ottiolu präsentiert sich in allerbestem Costa-Smeralda-Stil, aber mit dem Vorteil, nicht dessen exorbitante Preise zu haben. Die Unterkünfte befinden sich in Meernähe, viele Hotels, Ferienwohnungen oder Ferienhäuser sorgen dafür, dass der Aufenthalt in diesem lebhaften Ort zum vollen Erfolg wird. Der Strand bei Ottiolu Der kinderfreundliche Budonistrand geht erst nördlich in Felsküste über, und genau hier wurde der Jachthafen aus dem Boden gestampft, der es durchaus mit den berühmten Orten an der Costa Smeralda aufnehmen kann. Direkt bei Porto Ottiolu befinden sich zwei Traumstrände, die in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen sind. Der Sand ist leuchtend weiß und das kristallklare Wasser hat eine herrliche türkisene Farbe. Der Strand ist feinsandig und flach abfallend, hat vorgelagert aber auch ein pittoreskes Riff, an dem ich Langusten beobachtet habe. Richtung Norden ist die Küste felsig, unterbrochen von vielen romantischen kleinen Buchten, die wunderbar ruhig sind und zum ungestörten Baden einladen. Sie sind über einen kleinen Pfad zu erreichen. Hier kann man sich perfekt erholen, die Sonne genießen und entweder sportlich aktiv werden oder sich einfach nur entspannen. Die Unterwasserwelt ist märchenhaft schön und lädt dazu ein erkundet zu werden. Hier kommen Schnorchler und Taucher voll auf ihre Kosten. Auch bei Seglern ist der Ort sehr beliebt, im kleinen Jachthafen kann man anlegen und erreicht den nächsten Strand in nur 30 Metern Entfernung.

Geschichte

Ottiolu ist ein ganz junger Hafen. Er wurde erst 1988 erbaut. Das englische Wikipedia behauptet jedoch, dass das antike Portiolum exakt hier zu lokalisieren ist. Demnach wäre Ottiolu eine römische Gründung. Dem Image täte das zweifellos gut; denn dann hätte der smarte Jachthafen allen anderen Konkurrenten etwas voraus. Kein anderer in Sardinien, auch das hochnoble Porto Cervo nicht, könnte auf mehr als 2000 Jahre Geschichte herabblicken. Allerdings habe ich da meine Zweifel: Hätte nicht, als man das Hafenbecken aushub, irgendwo ein römisches Relikt zum Vorschein kommen müssen? Grundmauern, Amphoren, Tonscherben oder irgendetwas, das die frühe Besiedlung hätte belegen können? Nichts dergleichen wurde gefunden, und darum bin ich mir sicher, dass Wikipedia hier einer Falschmeldung aufgesessen ist und eine Ente in die Welt gesetzt hat.

Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute Joachim Waßmann