Wenn ich Hundeleben in Deutschland mit denen in Sardinien vergleiche, beneide ich in Sardinien so manchen Vierbeiner wegen seiner Freiheiten. Die Hunde meines Nachbarn in Budoni zum Beispiel leben völlig ungezwungen mit allerlei anderem Getier auf einem Hektar Land.  Dort verbringen Sie das ganze Jahr in absoluter Freiheit, werden gefüttert, gestreichelt und gepflegt. Zur Jagdzeit aber, wenn sie ihrer eigentlichen Bestimmung, der „Caccia grossa“ nachgehen, werden sie in die Macchia mitgenommen und helfen Herrchen, die Jagdbeute zu stellen oder aufzuspüren. Was für ein tolles, … artgerechtes Leben ist dieses Dasein, vergleicht man es mit einem Hundeleben in der fünften Etage eines Berliner Hochhauses! Da gibt es täglich morgens und abends je eine Stunde geleinte Gassigänge mit Herrchen oder Frauchen. An Sonn- und Feiertagen etwas mehr, und das war es dann.

Die Leine ist allgegenwärtig. Vermutlich bekommt der Berliner Hund sehr viel mehr Streicheleinheiten als sein sardisches Pendant, bekommt ausgesucht gutes Futter, muss sich nicht mit Abfällen zufrieden geben, erfreut sich eines Zecken- und Floh-Halsbandes und ist überhaupt ein richtig kultivierter Hund, vergleicht man ihn mit seinem sardischen Bruder bzw. Schwester.

Die haben jedoch neben der in obiger Beschreibung schon durchscheinenden Sympathie für sardisches Hundeleben noch einen anderen, der echte Lebensqualität bedeutet: Sie wissen, was Sex ist! Während die Berliner Hündin an ihren heißen Tagen einen Keuschheitsgürtel verpasst bekommt und willige Bewerber mit „Hau-ab“ in die Flucht geschlagen werden, führen sardische Hunde ein selbstbestimmtes Sexualleben; denn wo ein Wille ist, findet sich auch das berühmte Loch im Zaun. Davon kann der Berliner Wuffi nur träumen, wenn ihm seine Kastration überhaupt noch eine Ahnung derartiger Selbstverwirklichung lässt. Stopp!

Wenn das die ganze Wahrheit ist, müssten wir uns eigentlich Gedanken machen, wie wir möglichst viele Fünft-Etagenhunde nach Sardinien exportieren können. Das alles ging mir durch den Kopf, als ich davon hörte, dass deutsche Tierschützer Hunde aus Sardinien nach Deutschland überführen wollen.

Dann aber lernte ich Frau  Broichhausen vom Verein „respekTiere“ kennen. Die bat mich um Hilfe, und als sie meine Skepsis sah, zeigte sie mir Fotos. „Besuchen Sie doch einfach einmal das Tierasyl in Olbia. Und sprechen Sie mit den Leuten. Sie können doch Italienisch,“  empfahl Sie mir. Ich hab´s getan und bin ins Grübeln gekommen. Leider ist mein Traum vom real existierenden Hunde- und Katzenparadies anderswo nirgendwo verwirklicht. Vermutlich ist es nur eine von vielen, gescheiterten Sozialutopien. Fakt ist: Immer noch und immer wieder werden weltweit Hunde misshandelt, ausgesetzt oder verstoßen. Und na klar: Die sog. sexuelle Selbstbestimmung hat Konsequenzen. Die Tierasyle in Sardinien quellen über, weil es keine funktionierende Geburtenkontrolle unter Vierbeinern gibt. Was dann im Endstadium dabei herauskommt, habe ich auf den Fotos von Frau B. und im Hundeasyl Olbia gesehen.

Während herrenlose Hunde bei uns schnell in Tierasyle kommen und neue Herrchen finden, landen Sie in Sardinien buchstäblich in der Gosse. Niemand kümmert sich um sie. Sie verelenden psychisch und physisch, aber vermehren sich unkontrolliert. Anders als Katzen sind sie für ein selbstbestimmtes Leben ungeeignet. Sie brauchen den Menschen als Partner. Ohne die Fürsorge des Menschen sind sie aufgeschmissen.

Hier setzen die zahlreichen Initiativen an, zu denen auch „respekTiere“ gehört:

1. Aufklärung hüben wie drüben. Das Problem existierte nicht, wären sich die Zweibeiner ihrer Verantwortung für die Vierbeiner bewusst.

2. Geburtenkontrolle durch gezielte Sterilisation

3. Herrenlose Hunde vermitteln, zunächst im Lande, aber auch außerhalb Sardiniens. Hauptsache: Ein neues Zuhause!

Das Problem dabei ist jedoch der Transport! Nicht jeder kann es sich leisten, eben mal nach Sardinien zu reisen, um seinen Schützling dort abzuholen.

Die Lösung des Problems hat sich „respekTiere“ selber ausgedacht:  Der Verein sucht Sardinienurlauber für die Übernahme einer befristeten Patenschaft. Die Aufgabe besteht nur darin, das Tier auf dem Rückflug mit nach Deutschland zu nehmen.

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„respekTiere“ leistet dafür alle (!) Vorarbeiten. Das Tier wird ärztlich untersucht und kommt in eine Hundebox. Die Transportkosten werden vorab bezahlt und alle Formalitäten für die Aus- und die Einreise erledigt. Der „Pate“ nimmt in Olbia nur noch die Box mit dem Tier in Empfang, erledigt das Check-In und übergibt das „Patenkind“ am Zielflughafen dem dort wartenden Vertreter des Vereins.

Ich finde: Hier wird Helfen leicht gemacht! Diese Initiative verdient unser aller Unterstützung. Der Ferienhausanbieter Sardafit zum Beispiel rührt die Werbetrommel und belohnt jeden, der eine Patenschaft übernimmt, mit einem kleinen Mietnachlass.

Ich bitte Sie: Machen auch Sie mit! Alle Informationen zum Thema finden Sie auf der Homepage des Vereins: http://www.respektiere.com/

Mit einem sardischen „Adiosu“ verabschiedet sich für heute

Joachim Waßmann

PS. Wenn Ihr Urlaubsziel nicht Sardinien ist, Sie aber trotzdem helfen wollen, finden Sie hier ähnliche, in anderen Ländern operierende Initiativen:

http://www.tiere-in-not.de/tiere-in-not/auslandshunde/auslandshunde-1/