Budoni, ein Samstag im September. Einen Ausflug wolle er machen, erklärte mir mein Großneffe. „Mit Mama und Dir, Onkel Jochen. Papa will nicht.“ Ich fühlte mich gebauchpinselt. Fritz fragt mich! Wer freut sich nicht, wenn der Neffe schon als Dreikäsehoch Bildungsbewusstsein zeigt und sogar schon an Ausflüge denkt? Ich war begeistert!

Der Stolz auf den eigenen Nachwuchs, das wusste ich, verleitet zu ungerechtfertigter Glorifizierung. Ich mag es darum gar nicht, wenn Eltern bei jeder „Leistung“ ihrer Gören glauben, Genies wie Gustav Gans, Einstein oder Mozart geboren zu haben.

Was Eltern an ihren Kindern bewundern, ist in der Regel keineswegs ungewöhnlich und hat mit Hochintelligenz oder Genie nichts zu tun. Trotzdem gibt es diese Fehleinschätzung. Warum nur?

Überdies interessieren mich Berichte kindlicher Heldentaten wenig.  Außerdem sind sie meistens viel zu ausführlich und die Begeisterung der Eltern steckt mich nicht an. Ich versuche da herauszukommen, indem ich eine – dezent – missbilligende Miene aufsetze und die stolzen Eltern – einfühlsam – auf die altrömische Weisheit „Sunt pueri pueri puerilia tractant!“* hinweise. (Wenn es nicht gelingt, den Lobgesang rechtzeitig in den Griff zu bekommen, droht nämlich die Höchststrafe. Ehe man es sich versieht, wird die Foto-App im Smartphone aktiviert, und jetzt geht es erst richtig los: Fotobeweis! Der aber entartet zur Endlosschleife, zu der mir nicht einmal mehr das obligate „süß“ oder „wie niedlich“ über die Lippen kommt.)

Ich betrat daher kein Neuland, als Fritz „Ausflug“ rief. Merkwürdig nur, dass ich in genau die gleiche Falle tappte und spontan davon überzeugt war, einen Neffen zu haben, der zu Höherem berufen war.

Jedenfalls fand ich die Idee richtig gut, tadelte insgeheim den Vater, der statt mitzumachen vermutlich nur der Bundesliga vor der Glotze Reverenz erweisen wollte, lobte die Mama ob ihrer offensichtlich hochqualifizierten Erziehung und mich wegen der Zugehörigkeit zu einer Familie mit genialem Genpool.

„Na klar Fritz. Prima Idee! Wohin soll´s denn gehen?“

Ich malte mir die möglichen Ziele des kleinen Akademikers aus. Vor wenigen Tagen hatte er mich nach der Burg gefragt, die über der Posada-Bucht thront, und ich hatte ihm die Geschichte vom Sarazenenüberfall erzählt, der nur mit Hilfe von rutschigen Bohnenhülsen abgewehrt werden konnte. Ob er das vertiefen wollte? Oder erinnerte er sich vielleicht an die Hünengräber? Auch davon hatte ich ihm erzählt. Es kam ja so Vieles infrage, was einen wissensdurstigen Wassmann an Sardinien interessieren musste!

Dass er vielleicht ganz banal nur einen Ausflug in die nächste Eisdiele machen wollte, schloss ich aus. Anderen Kindern ist solches Banausentum ohne weiteres zuzutrauen, aber meinem bildungshungrigen Neffen? Nein, nein, nein! Ein Neffen-Trick? Auch nicht. Der wollte höher hinaus!

Wollte er wirklich! Und ich sollte daran teilhaben! Das „Höher“ war aber von anderer Dimension, als ich es mir in meinem Onkelstolz ausgemalt hatte.

Einen bunten Flyer schwingend rief er: „Fein Onkel Jochen, und Du musst mit mir da runterrutschen!“ Freudestrahlend drückte er mir das Blatt in die Hand, das er wer-weiß-nicht-wo aufgelesen hatte. „10 Meter hoch, Kamikaze 90km/h!“ stand da zu lesen. Ogottogott!! Ein Prospekt vom Aqua Dream* in Baia Sardinia!

Das hatte mir noch gefehlt! Ich, der ich meinen Gästen stets gepredigt hatte, dass, wer einen Strand und ein Meer wie das von Budoni vor der Tür habe, mitnichten gut beraten sei, in einem Chlorbrühe-Pool seine Bahnen ziehen zu wollen. Und jetzt das!

Aber da musste ich durch. Versprochen ist versprochen! Ich packte daher die Badehose ein und machte mich auf die Socken, nicht ohne zuvor verbittert das hämische „Viel Spaß“ des entlasteten Vaters registriert zu haben.

Nach einer knappen Stunde erreichten wir das Spaßbad. Was soll ich sagen? Alle Befürchtungen waren grundlos! Das Aqua Dream in Baia Sardinia war eine “Bombe”! Nach einigen zaghaften Versuchen merkte ich, dass Meer und Aqua Dream zwei völlig verschiedene Stiefel sind, trotzdem aber hervorragend zueinander passen. Ich probierte alles aus! Nicht etwa, weil ich das Eintrittsgeld abarbeiten oder Klein Fritzchen imponieren wollte. Es machte mir wider alle Erwartung einen Heidenspaß!

Bei der Kamikaze-Rutsche ließ ich mich sogar dazu hinreißen, Bestzeiten errutschen zu wollen. Ich bestieg sie unter Fritzchens Anfeuerungsrufen immer wieder, und erst, als das Spaßbad Feierabend signalisierte, gab ich es auf, meinen persönlichen Rekord weiter steigern zu wollen.

Ich kann nicht sagen, wer sich mehr amüsiert hat. Fritz oder ich. In jedem Fall überstieg die Begeisterung das, was ein „wissenschaftlicher“ Ausflug auf die Posadaburg oder zu den Hünengräbern jemals vermocht hätte. Wir beschlossen, bald wieder ins Aqua Dream zu fahren und dann den Papa mitzunehmen. Der sollte sich nämlich an meinem Rutschrekord die Zähne ausbeißen.

Ausgepowert, aber um eine wichtige Erfahrung bereichert kehrte ich nach Budoni zurück: Auch profane Freuden bereichern! Glücklich wie ein kleines Kind ging ich zu Bett, beschloss, die Vokabel „Chlorbrühe“ aus meinem Wortschatz zu verbannen und ließ den Tag revue passieren. Es war herrlich! Ein richtig schöner Tag. Aber:

Wie konnte ich nur so idiotisch sein und glauben, mein Neffe sei ganz anders und um Vieles besser als seine Altersgenossen? Wie konnte ich einem solchen Unsinn aufsitzen? Ich habe lange gegrübelt und mich das eine und andere Mal im Kreise gedreht.

Woher kommt dieser seltsame Stolz auf den eigenen Nachwuchs? Liegt es vielleicht daran, dass wir unserer eigenen, im alltäglichen Kampf mit den Jahren ramponierten Einzigartigkeit eine zweite Chance geben wollen, sozusagen als Wiedergeburt in unseren Nachkommen?

Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute

Joachim Waßmann

*Latein: „Sind Kinder und als Kinder verhalten sie sich wie Kinder.“ Ein melodischer Hexameter, den man angesichts obiger Geschichte auf das Kind im Mann ausweiten kann: Sind Kerle und als Kerle verhalten sie sich wie Kerle. (Darf man hinzufügen: Kennst Du einen, kennst du alle!?)

*Wer sich für das Aqua Dream interessiert, hier einige Eckdaten:
Geöffnet in den italienischen Sommerferien, also ungefähr von Ende Juni bis Anfang September, täglich von ca. 10.30 Uhr bis 19.00 Uhr.
Tagespreis 18 €, Kinder unter 130 cm und Rentner über 65 Jahre: 12 €.
Anreise: Richtung Olbia, dann noch 35 Kilometer nach Baia Sardinia.

Kinder lieben sie, manch Elternteil hasst sie – aber die Kinder lieben sie! Aqua Parks, Erlebnisbäder, Freitzeitbäder….und davon hat Sardinien gleich 5 Stück! Also nichts wie hin…hier alle 5 im Überblick:

Nord Ost Sardinien – Porto Cervo: Wasserpark AQUA DREAM

Sehr großer Fantasy Aqua Park mit riesigen Rutschen, kurvigen Wasserröhren, großen Wassertrichtern, ein oder zwei Personen Schlauchbooten für Spiel und Entspannung, High- Speed- Rutschen, Baby Lagune und vielem mehr. Ein riesiger Spaß für Groß und Klein.
Geöffnet: Juni bis September von 10.30 bis 18.00 / 19.00 Uhr.

Mehr Infos unter Aqua Dream

Nord Sardinien – Castelsardo, Porto Torres: WATER PARADISE Sorso

Ein lustiger und abwechslungsreicher Wasserpark mit Wasserattraktionen wie Whirlpools, vielen Wasserrutschen und verschiedenen Pools für die Kinder (siehe youtube Video auf der homepage). Water Paradise ist eine perfekte Mischung aus Spaß und Erholung für alle Altersgruppen und die ganze Familie.
Öffnungszeiten: Juni bis September von 10 Uhr bis 19 Uhr.
Mehr Infos unter Water Paradise

Nord Sardinien – Valledoria, Isola Rosso: Spaßbad AQUA FANTASY

Die Wasserspiel- Attraktionen sind zu zahlreich, um alle zu erwähnen: verdunkelte Tunnelrutschen, Wasserrutsche mit aufblasbaren Reifen für ein oder zwei Personen. Es gibt lange Wasserbahnen, die wie steile Achterbahnen erscheinen. Spiele mit Stromschnellen und Wasserfällen, einen richtigen Fluss, befahrbar mit kleinen Badeflössen, umgeben von einer Sonnenterrasse mit Liegestühlen und Sonnenschirmen. Eine unregelmäßig geformte Lagune von 472 m² Größe mit unterschiedlichen Tiefen für lustige Wasserspiele speziell für die jüngeren Besucher. Rutsche, Riesengleitbahn, mehrspurige Rutschen und ein Wasserröhren Twister für Kinder.
Und auch ein 25 Meter Sportbecken mit Sonnenterrasse und viel Komfort, zusammen mit einer Terrasse mit Blick auf den Golf sowie ein brandneuen Jacuzzi Pool.
Öffnungszeiten: Juni bis September von 10.00 bis 18.30 Uhr.

Mehr Infos finden Sie unter Aqua Fantasy Sardinien bei Youtube
Die Homepage funktioniert leider gerade nicht: http://www.aquafantasy.it

Süd Sardinien – Cagliari: Diverland Water Park Village

Dieser Aquapark ist der größte auf Sardinien und umfasst eine Vielzahl von Wasserrutschen, Pools, ein Wellenbad und bietet eine großartige Gelegenheit sportlich aktiv zu sein, ohne dass der Spaß zu kurz kommt.
Kinder haben Zugang zu einer großen Reihe von Wasserspielen und auch für die Jüngsten ist ein spezielles Animationsteam zuständig, dass mit wachsamen Auge für Sicherheit und den Spaß im Baby- Club sorgt.
Es gibt einen sogenannten Lazy River, ein großartiger Ort, um zu Entspannen oder erholsame Spaziergänge im Grünen zu machen. Auch Gruppenaktivitäten sind möglich wie Aerobic im Wassergym, Fitness und verschiedene Wassersportarten unter Anleitung von professionellen Trainern. In einigen Pools gibt es besondere Luftdruckeffekte aus Boden und Wänden für besondere Wassermassagen.
Geöffnet im Juni und September von 10.00– 18.00 Uhr;
im Juli und August von 9.30 – 18.00 Uhr.

Mehr Infos finden Sie unter Diverland

Süd Sardinien – Pula, Sarroch: Water Park BLUFAN

Dieses große Badeparadies mit spektakulären Wasserattraktionen und Pools liegt kurz hinter Sarroch, an der Straße von Cagliari nach Pula. Es gibt verschiedene Planschbecken auch für die Kleinsten, an die sich Hydro- Massage Becken anschließen. Ein großes Wellenbecken und verschiedene Arten von Rutschen, Riesenrutsche und vieles mehr sind perfekt für die älteren Kinder. Es gibt Liegestühle und Sonnenschirme und natürlich auch eine Bar und Restaurant.
Geöffnet von Juni bis September von 9.30-18.30 Uhr

Mehr Infos finden Sie unter Blufan