Die Villa Certosa steht zum Verkauf. Sie übertrifft an Pracht und „Lebensfreude“ so ziemlich alles, was sich Otto Normalverbraucher in kühnsten Träumen ausmalt. Sie gehört dem Multimilliardär Silvio Berlusconi und hat durch illustre Gäste wie Wladimir Putin und die berüchtigten Bunga-Bunga-Parties zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Jetzt hat Silvio das Handtuch geworfen und das Anwesen zum Verkauf gestellt. Kann oder will der alternde Gockel nicht mehr?

500 Millionen Euro soll die Villa Certosa kosten. Dafür bekommt der neue Besitzer ein Anwesen mit 26 Zimmern, 3 Gebäuden, 4500 Quadratmetern Wohnfläche, 7 Schwimmbädern und 40 Hektar Land. „So groß wie der Vatikan (44 Hektar) als kleinster Staat der Welt“, spotten die italienischen Medien mit klammheimlicher Hochachtung.

Es soll auf dem Anwesen 400 Arten von Kakteen, künstliche Wasserfälle, jahrhundertealte Olivenbäume, ein Gewächshaus mit Orchideen und Palmen, ein Amphitheater, einen See und sogar einen künstlichen Vulkan geben. Hinzu kommen 80 Hektar Land in Ort Porto Rotondo und eine Grotte, die an Verstecke in Aktion-Filmen erinnert.

Wladimir Putin ist nicht der einzige prominente Gast, der hier gefeiert hat. Tony Blair ist als Besucher genau so verbürgt wie manch anderer Ehemann, über den der Anstand uns zu schweigen zwingt. Es soll auch ein deutscher Bundeskanzler dabei gewesen sein …

Berlusconi hat das Interesse an seinem einstigen „Liebesnest“ verloren und bezeichnet die Villa als „entweiht“, weil ein Paparazzo mehr als 5000 Fotos von seinen einflussreichen männlichen Gästen gemacht hatte. Unglücklicherweise lagen die allesamt am Pool, zusammen mit schönen jungen Frauen und waren ausnahmslos … splitternackt! – Das war eindeutig zu viel. Aus und vorbei! Ende der hemmungslosen Parties im Ferienhaus des 78-Jährigen. Es wird verkauft.

2009 startete er schon mal einen Versuch, die Villa Certosa für 450 Millonen Euro zu verkaufen. Damals hieß es in den Medien, die arabische Herrscherfamilie Al-Nahjan käme als potentieller Käufer in Frage, aber verkauft wurde sie am Ende nicht. Nun ist das Anwesen wieder auf dem Markt und als möglicher Käufer wird Mohammed ibn Naif, der Thronerbe Saudi-Arabiens gehandelt.

Ich bin zuversichtlich, dass es dann gottesfürchtiger zugeht als beim alten Hausherrn. Fromme Saudis sind ja eigentlich bekannt dafür. Die brauchen keine Bunga-Bunga-Parties. Die haben ihren Harem dabei.

Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute

Joachim Waßmann

*Quelle: www.stern.de/wirtschaft/news