Vieles hat eine kuriose Vorgeschichte, und oft sind es scheinbar nebensächliche Vorkommnisse, die dem Lebensweg entscheidende Wendungen geben. Ein solches Ereignis hat mich nach Sardinien verschlagen.

Das war 1967. Da war ich im 2. Semester meines Studiums und musste für das Geografie-Seminar ein Relief bauen. Ein Kommilitone aus einem höheren Semester riet mir, Sardinien abzubilden. Das sei überschaubar und relativ leicht herzustellen. Der Einfachheit halber begann ich also, mich mit einer Insel zu beschäftigen, die mir zum damaligen Zeitpunkt „vollkommen wurst“ war.

Bei der Urlaubsplanung für 1968 erinnerte ich mich an mein Sardinienrelief und das mir damit beiläufig in den Schoß gefallenene Wissen: Eine vom Tourismus vergessene Insel, ohne Hotels, ohne Bettenburgen, mit irrsinnig schönen Stränden und noch besseren Schnorchelrevieren.

Meine Neugierde war geweckt. Das wollte ich mir ansehen. So kam ich zum ersten Mal nach Sardinien. Meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Bei Weitem! (Einen ausführlichen Bericht werde ich nachliefern.)

Dass ich nicht auf Dauer Urlauber blieb, verdanke ich dem Aga Khan. Der entwickelte in den 60-er Jahren das umweltverträgliche Konzept der „Costa Smeralda“. Was da im Nordosten der Insel entstand, imponierte mir. Ganz anders als ich es von der spanischen Mittelmeerküste kannte, entstanden hier nicht riesige Hotels und Hochhäuser für Touristen, sondern es wurden kleine, einfühlsam der Landschaft angepasste  Tourismus-Strukturen erschaffen. Ich fand, dass Aga Khans Costa Smeralda keine Störung, sondern eher eine Bereicherung der Natur war. Allerdings hatte das Konzept zwei für mich inakzeptable Fehler: 1. Die Sarden hatten mit dem Projekt nach dem Verkauf kaum noch etwas zu tun. Ich hätte mir gewünscht, dass die entstehenden Arbeitsplätze mit Einheimischen besetzt würden. Dazu kam es leider nicht. 2. Die Costa Smeralda können sich nur die Reichsten der Reichen leisten.

Sollte „meine“ schöne Insel nur Promis und Milliardären vorbehalten bleiben? Sollte für die Bewohner kein bleibender Mehrwert entstehen? Das hatten die Sarden nicht verdient!

Ohne das eigentlich gewollt zu haben,  setzte ich 1974 – auf kleiner Flamme – einen ähnlichen Prozess in Gang, allerdings mit anderen Akzenten: Strandurlaub ja, aber nicht abgeschirmt in Hotels und hinter hohen Mauern,  sondern in engem Kontakt mit den Bewohnern der Insel. All das ergab sich fast von selbst:

1973 – 1978 arbeitete ich als Lehrer an der Deutschen Schule in Rom. Meine dreimonatigen Sommerferien verbrachte ich, wie sollte es anders sein, auf meiner Lieblingsinsel. Die lag ja quasi vor der Haustür meines damaligen Wohnsitzes. Drei Monate Ferien, das muss man sich vorstellen! Was macht man damit? Keine Frage: Nach Sardinien! – Um „meine“ Insel richtig genießen zu können, kaufte ich 1974 ein verfallenes Hirtenhaus im Hinterland von Budoni und renovierte es liebevoll. Allerdings erwiesen sich diese Arbeiten als viel teurer als geplant. Mit einem Lehrergehalt war das nur schwer zu stemmen.

Es blieb mir daher nichts anderes übrig, als das schmucke Haus zu vermieten. Das gelang unerwartet schnell und blieb nicht unbemerkt. Eines Abends sprach mich mein Nachbar an. Ob ich sein Haus nicht auch vermieten könne. Da könnten wir doch beide profitieren … Nach kurzem Nachdenken gefiel mir der Vorschlag. Warum eigentlich nicht?

Schon bald war es nicht ein Nachbar, der mir sein Haus anvertraute. Es wurden immer mehr und mehr. Denn es sprach sich schnell herum, dass der „Tedesco“ für jedes Haus Mieter finden könne.

Was als Gelegenheitsgeschäft begann, rentierte sich überraschenderweise so gut, dass es 1987 zum Hauptberuf wurde. Bald vermittelte ich zunehmend mehr Immobilien und überzeugte immer mehr Urlauber von diesem Ferienkonzept.

Ich bin immer wieder gern auf Sardinien, auch wenn ich in Deutschland wohne. Ich genieße Land und Leute und habe viele, richtig gute Freunde. Heute, nach einigen Jahrzehnten engen Kontakts zu Land und Leuten, darf ich mich als Kenner der Szene betrachten. Ich freue mich darauf, in diesem Blog über meine langjährigen und sehr intensiven Erfahrungen mit Sardinien und den Sarden zu berichten.