Lange Zeit haben die Nuraghen der Wissenschaft mehr Fragen als Antworten gegeben. Über Sinn und Zweck dieser steinernen Kolosse rätselt mancher noch heute. Meine sardischen Freunde warten mit allerlei waghalsigen Theorien auf. Um nur einige zu nennen: Wehrtürme! Behausungen! Kultbauten! Telegrafensystem! – All das ist gleichermaßen falsch wie richtig. Sicher ist, dass diese Bauten der Insel vor über 3000 Jahren ihren eigenen Charakter gegeben haben. Sie entstanden zwischen 1500 bis 600 v. Chr. und sind in ihrer Form einzigartig. Wer hingegen glaubt, sie hätten seitdem nur noch als steinerne Zeitzeugen Bestand, irrt.

Wer nämlich meinen Freund Lino M. im Gebirge des Gennargentu besucht, wird sich in die Nuraghenzeit zurückversetzt sehen. Seine Hirtenhütte dürfte sich in nichts von denen unterscheiden, die vor 3000 Jahren rings um die Nuraghen bewohnt wurden. Darin lebt er – wie viele seiner Berufsgenossen – heute noch genauso wie seine Ur-Ur-Ur-Ur-Urahnen, hütet Ziegen und stellt den leckersten Ziegenkäse her, den ich jemals gegessen habe. Das Centro Servizi Tartaruga besucht ihn mitunter mit Gästen. Darüber freut er sich, ist es doch eine schöne Abwechslung zum Hirtendasein in der Wildnis und ein kleiner Zuverdienst. Er gewährt dann Einblick in ein Leben, das die Gäste staunend zurücklässt. Er wäre aber ein schlechter Gastgeber, würde er nicht auch kulinarisch für seine Gäste sorgen. Auch darum besuche ich ihn gern.

Über die Welt der Nuraghen gibt es eine Ausstellung in Zürich, die ich allen sehr empfehlen kann. Sie hat bis zum 25. September 2016 geöffnet und ist in ihrer Fülle einzigartig. Unter dem Titel „L‘ isola delle Torri“ (Insel der Türme) hat sie schon in Cagliari, Rom und Mailand mit großem Erfolg gastiert. Jetzt also in Zürich. Sie gibt einen hervorragenden Einblick und räumt mit gängigen Vorurteilen auf. Mehr wird nicht verraten. Nur das noch:

Wer die Nuraghenkultur nicht nur sehen, sondern erleben will, bittet das Centro Servizi Tartaruga um einen Ausflug zu Lino. Das ist erlebte, lebendige Geschichte, die auch nicht vergisst, wie vor 3000 Jahren drei-sterne-mäßig getafelt wurde!

Das Ferienhaus für Ihren Ausflug nach Sardinien finden Sie natürlich auf http://www.sardinienferienhaus.de.

Wer besonders dicht dran sein will, wählt dieses: www.sardinienferienhaus.de/de?n=608

Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute

Joachim Waßmann