„Ich möchte in meinem Urlaub etwas Ungewöhnliches machen“, gestand mir ein Tennisfreund. „Da ist man in Sardinien genau richtig“, antwortete ich ihm. Es entspann sich dieser Dialog:

„Die sagen doch alle, dass Du Dich in Sardinien so gut auskennst. Ich würde da ja auch mal gern hinfahren, aber ich weiß nicht so richtig.“ Wir saßen nach dem Match gemütlich bei einem Bierchen. Ich musterte ihn von oben bis unten und registrierte das mir hinlänglich bekannte „Auch mal gern hinfahren!“

Diese Small-Talks kannte ich zur Genüge. Oft kommen sie von Mitbürgern, die im Extremfall noch nicht einmal wissen, dass Sardinien zu Italien gehört, mir aber trotzdem etwas Nettes sagen möchten.  Ich stellte mich also innerlich darauf ein, Sardinien-Nachhilfe erteilen zu müssen. Allerdings passte mein Tennisfreund perfekt in unser Urlaubsraster: Familienvater, verheiratet, zwei Zwerge. Nur: Was wollte er wohl „Ungewöhnliches“ erleben?

Ich schilderte ihm daher die Situation in Budoni, malte ihm die Vorzüge des Familienurlaubs aus und schlug als Besonderheit einen Badeausflug ins Aqua Dream nach Baia Sardinia vor. „Das meine ich nicht“, erwiderte mein Tennispartner. „Du kannst natürlich auch einen Bootsausflug nach Cala Luna machen. Das ist ein Weltklassestrand, wo man Baden und Bildung miteinander verbinden kann. Das gefällt bestimmt auch deiner Frau.“ Ich konnte seiner Miene entnehmen, dass ich neben der Spur lag, während er einen oktoberfest-verdächtigen Schluck aus seinem Humpen nahm. „Es soll etwas Un-ge-wöhn-lich-es sein“, skandierte er nachdrücklich. „Etwas, was man nicht alle Tage macht.“ Kein Problem, dachte ich, das können wir doch ganz besonders gut. Ich legte los:

„Die Grotten von Ispinigoli, da kannst Du …“ „noch nicht einmal südliche Sonne sehen“, schnitt er mir das Wort ab, „irgendwie verstehst Du mich nicht!“ „Na gut, dann eben eine Klettertour in den Bergen. Mit Anseilen, Helm und so“, legte ich nach. „Auch nicht, Berge mag ich nicht,“ maulte mein Bekannter. „Eine Eisenbahnfahrt mit der historischen Schmalspurbahn ins tiefste Sardinien?“ wollte ich wissen. „Das Thema Eisenbahn habe ich schon lange abgearbeitet“, erwiderte er mir. „Meine Märklin verstaubt sauber verpackt auf dem Dachboden und kommt erst wieder zum Einsatz, wenn mein Großer das Alter dafür hat.“ „Wie wäre es mit einem Segeltörn rings um Sardinien herum“, wollte ich wissen. „Karin wird zu leicht seekrank.“ Also auch diese Idee abgeschmettert.

Eine ganze Weile ging es so weiter. Keiner meiner Vorschläge wollte so richtig passen. Es drängte sich mir der Verdacht auf, sein Drang nach etwas „Ungewöhnlichem“ diene nur der Absicht, sich im Ausschlussverfahren davon zu überzeugen, dass die von ihm bevorzugte Urlaubsform die alleinseeligmachende sei.

Ich wusste, dass er mit der Family jedes Jahr Campingurlaub an immer demselben Heidesee in der Lüneburger Heide machte. Ereignisarme Ferien, aber grundsolide. Wie sollte ich ihn da von Sardinien überzeugen? Der wechselt, dachte ich mir, allenfalls von seinem Heidesee an die Müritz, nicht aber in ein Land, in dem Deutsch Fremdsprache ist. Resignierend empfahl ich ihm darum, doch die eingetretenen Pfade nicht zu verlassen. Camping und Heide, das sei doch sein Paradies. „Schade“, seufzte er, „und ich hatte gehofft, Du hättest etwas für mich. So einen Lehrgang zum Beispiel, bei der man etwas Ausgeflipptes lernt.“ Dass er etwas lernen wollte, überraschte mich. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Wer denkt bei Lehrgang nicht an Sprachkurs? Ob das für ihn „ausgeflippt“ ist? Ich beschloss, ihm Intellektuellen-Bonus einzuräumen und daran nicht zu glauben. Auch ein Tauchkurs war eher unwahrscheinlich. Was könnte in Frage kommen? Ich war drauf und dran, zum zweiten Mal zu kapitulieren, legte aber noch einmal nach: „Wie wäre es denn, im Urlaub fliegen zu lernen,“ wollte ich wissen. „Vierzehn Tage Schule, danach eine Prüfung, danach ein Patent?“ Das schien ihm zugefallen. „Wie soll das denn gehen“, erwiderte er. „Ich kann Englisch, aber kein Wort Italienisch. Vergiss es!“

Eigentlich ist dieser Einwand berechtigt. Er zeigte aber auch, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Doch kein Badeschlappenurlauber! Und ich konnte ihn beruhigen: „Generell hast du Recht, aber das gilt nicht für die Flugschule in San Teodoro! Da kannst selbst du fliegen lernen.“

Er überhörte das eher unhöfliche „selbst du“ und fragte nach. „Das sind Deutsche aus Ulm,“ erklärte ich ihm, „die sind bilingual!“ Jetzt war er Feuer und Flamme. Ich versprach, ihm die einschlägigen Links zu mailen und warte seitdem gespannt darauf, ob die Familie ihre Zelte in diesem Jahr ausnahmsweise einmal nicht in der Heide aufschlägt.

Wer es ihm nachtun will, findet hier alles Wissenswerte zum Thema „Fliegen auf Sardinien“:

http://www.santeodoroulm.it
http://www.fliegen-in-italien.de/sardinien.html
http://www.skydivesardegna.it/de/
http://www.skyrider-ul.de
http://www.sardegna.net/docs/sport_aria/paragliding_e.html

Hier sind die Flugplätze aufgeführt, an denen die Clubs Fallschirmspringen durchführen:
Aeroclub
Loc. Fenosu (Flugplatz)
Oristano (OR)
Tel.: 0783 73511
AeroClub „Renato Semplicini“
Aeroporto Civile (Flugplatz)
Via dei Trasvolatiori
09032 Elmas (CA)
Tel. / Fax : 070 240153

In Chiaramonti, einem kleinen Ort unweit unserer Gemeinde Valledoria gelegen, werden auch Kurse im Gleitschirmfliegen angeboten. Es handelt sich hierbei um eine staatlich anerkannte Schule (Informationen sind erhältlich bei: Salvatore Solinas +39/079/569287 bzw. +39/360/501287).

http://www.paragliding365.com/index-p-flightarea1_17_184.html
http://www.gleitschirmdrachenforum.de/showthread.php/11826-Fluggebiete-auf-Sardinien

Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute

Joachim Waßmann